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XRP ist die native Kryptowährung des Ripple-Netzwerks. Hierbei stehen XRP und das Unternehmen Ripple als Betreiber des Ripple-Netzwerks in engem Zusammenhang, sind aber dennoch voneinander zu unterscheiden. Im Gegensatz zu Bitcoin wird XRP nicht durch sogenanntes Mining erzeugt. Die Erfinder des Ripple-Netzwerks generierten 2012 einen initialen Bestand von 100 Milliarden XRP-Token und es ist bisher nicht vorgesehen diesen Bestand zu vergrößern. Von den 100 Milliarden XRP-Token wurden 80 Milliarden an die Gesellschaft Ripple Labs übertragen, welche hiervon 55 Milliarden in zeitlichen Abständen in das Netzwerk einbringt. Die Höhe ist dabei mittels Treuhand bzw. Escrow-Vereinbarungen im Ledger selbst auf 1 Milliarde XRP-Token pro Monat begrenzt. Die übrigen 20 Milliarden XRP-Token wurden von den Gründern einbehalten. Was aber ist die Idee hinter XRP-Token? Dazu muss man einen Blick auf das Zusammenspiel zwischen XRP und dem Ripple Netzwerk werfen.
Die Idee hinter dem Ripple Netzwerk ist den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr mittels Peer-to-Peer Payments zu revolutionieren und den Handel mit Währungen zu vereinfachen. Das Netzwerk steht somit in Konkurrenz zum SWIFT System. Hierbei setzt Ripple auf ein dezentralisiertes Blockchain System, dem XRP Ledger (XRPL). Innerhalb des Netzwerks übernehmen XRP-Token die Rolle einer Brückenwährung bzw. von On-Demand Liquidity um Transaktionen beispielsweise zwischen verschiedenen Fiat-Währungen schnell, effizient und kostengünstig durchzuführen. Allerdings können auch andere Assets in tokenisierter Form im XRPL abgebildet werden und Teilnehmer sind nicht gezwungen Transaktionen mit Hilfe von XRP-Token abzuwickeln. Das Transaktionsnetzwerk funktioniert somit grundsätzlich auch ohne XRP-Token.
Für jede Transaktion fallen jedoch Kosten in Form von mindestens 0.00001 XRP an. Diese Kosten in Form von XRP-Token werden jedoch niemandem gutgeschrieben, sondern sie werden unwiderruflich zerstört. Da die Anzahl an XRP-Token auf 100 Milliarden begrenzt ist, nimmt die Menge der im Umlauf befindlichen XRP-Token folglich mit der Zeit ab. Das Ziel dieser Implementierung ist das Netzwerk vor Spam und Denial-of-Service Angriffen zu schützen, da die Transaktionskosten mit der Belastung des Netzwerks skalieren.
Ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal des Ripple Netzwerks ist das zu Grunde liegende Consensus Protocol. Denn im Gegensatz zu den weit verbreiteten Proof-of-Work oder Proof-of-Stake Protokollen, welche beispielsweise im Falle von Bitcoin oder Ethereum angewendet werden, findet das auf Vertrauen basierende XRP Ledger Consensus Protocol Anwendung. Hierbei führt jeder Teilnehmer des Netzwerks eine Liste an sogenannten Validatoren. Dies sind speziell dafür eingerichtete Server. Aufgabe der Validatoren ist es, Transaktionen des Netzwerks zu bestätigen indem gemeinsam eine Einigung über den neuen Stand des Netzwerks getroffen wird. Hierzu führt jeder Validator eine sogenannte Unique Node List (UNL) an weiteren, aus seiner Sicht vertrauenswürdigen Validatoren. Die jeweiligen UNLs stellen somit eine Teilmenge aller im Netzwerk befindlichen Validatoren dar.
Führen nun Teilnehmer des Ripple Netzwerks Transaktionen untereinander aus, so werden diese an entsprechende Validatoren mit Hilfe von sogenannten Tracking Servern weitergeleitet. Die Transaktionen werden zunächst nur als Kandidaten bezeichnet, da noch kein Konsens über den nächsten finalen Stand des XRPL durch die Validatoren getroffen wurde. Um diesen Zustand zu erreichen, werten die Validatoren die vorgeschlagenen Transaktionen der Server auf ihrer jeweiligen UNL in Bezug auf Korrektheit und Vertrauenswürdigkeit aus. Ausgehend hiervon stimmen die jeweiligen Validatoren untereinander darüber ab, welche Transaktionen als korrekt erachtet werden und in den nächsten Block des XRPL übernommen werden sollen. Mindestens 80% der Validatoren müssen eine Transaktion befürworten, andernfalls wird sie abgelehnt. In der sogenannten Validierungsphase berechnet jeder Server auf Basis der per Mehrheitsentscheids akzeptierten Transaktionen einen neuen Stand des Ledgers. Daraufhin teilen die Validatoren dem Netzwerk den von ihnen berechneten neuen Stand mittels eines Hash-Wertes mit. Jeder Server kann nun den eigens berechneten Hash-Wert mit den Werten der Validatoren abgleichen. Stimmt dieser mit der Mehrheit überein, so ist der neue Stand des XRPL validiert. Falls nicht, so wird der Wert entweder nochmals berechnet oder der auf Basis des Mehrheitsentscheids korrekte Stand geladen.
Neben der konzeptionellen Besonderheit des XRP Ledger Consensus Protocols weist das Ripple Netzwerk noch weitere Vor- aber auch einige Nachteile auf, auf welche wir nachfolgend ebenfalls kurz eingehen werden.
Vorteile
Nachteile
Im Dezember 2020 geriet Ripple in das Fadenkreuz der US-Börsenaufsicht (SEC). Diese reichte Klage gegen das Unternehmen ein mit der Begründung, dass Ripple 1,3 Milliarden Dollar mithilfe eines nicht registrierten Wertpapierangebots eingenommen haben soll. Zudem wurden zwei Führungskräfte wegen persönlicher Gewinne angeklagt.
Hintergrund der Klage ist der eingangs erwähnte Verkauf von XRP-Token durch Ripple. Die SEC erachtet hierbei XRP-Token als Security bzw. einen Anlagevertrag und wirft Ripple vor gegen Wertpapiergesetze verstoßen zu haben, die beispielsweise entsprechende Veröffentlichungspflichten nach sich ziehen. Im Gegensatz dazu vertritt Ripple den Standpunkt, dass XRP-Token nur eine Währung darstellen. Die SEC begründet ihre Ansicht mit dem sogenannten Howey Test, welcher auf einen Fall aus dem Jahr 1946 zurückgeht. Der Howey Test besagt, dass ein Anlagevertrag und somit eine Security vorliegt, wenn Geld in ein gemeinsames Unternehmen investiert wird mit der Erwartung von Gewinnen auf Basis der Arbeit von Dritten und nicht vom Investor selbst.
Das Urteil wurde schließlich im Juli 2023 gefällt und stellt zumindest einen Teilerfolg für Ripple dar. So wurden zwar die institutionellen XRP-Token Verkäufe als nicht registrierte Wertpapierverkäufe angesehen, die programmgesteuerten Verkäufe aber nicht. Zudem wurden XRP-Token als digitale Vermögenswerte eingestuft und stellen an und für sich kein Anlagevertrag dar. Insbesondere der letzte Punkt kann auch für andere Kryptowerte eine wegweisende Entscheidung darstellen. Der Rechtsstreit wurde mit dem Urteil im Juli 2023 allerdings noch nicht beigelegt, da es nunmehr um die Höhe der Strafzahlung für die institutionellen XRP-Token Verkäufe geht.
XRP ist zunächst eine Kryptowährung wie viele andere, welche eine im Vergleich zum Bitcoin durchwachsene Wertentwicklung in den vergangenen Jahren gezeigt hat. Sicherlich wurde der Kurs zum Teil durch die Unwägbarkeiten der SEC Klage beeinflusst, welche noch immer nicht ganz abgeschlossen ist. Allerdings gibt es weitere Faktoren wie der starke Einfluss eines Unternehmens auf die Menge an im Umlauf befindlichen XRP-Token, der sich negativ auf die Kursentwicklung auswirken kann. Der größere Nutzen und somit in gewisser Weise auch Wert ist im Vergleich zum Token selbst sicherlich dem dahinterliegenden Netzwerk zuzuschreiben. Auf Basis eines neuartigen Consensus Protocols wurde hier eine schnelle und skalierbare Möglichkeit geschaffen um Währungen grenzüberschreitend zu transferieren. Die Verbesserungen in Bezug auf Abwicklungsgeschwindigkeit und Kosten geben einen ersten Hinweis darauf, wie groß der Einfluss neuer, disruptiver Technologien wie der Distributed-Ledger Technologie in spezialisierten Bereichen wie beispielsweise bei Währungstransaktionen zwischen Banken über Ländergrenzen hinweg sein kann.
Disclaimer: Dieser Beitrag dient ausschließlich der Information und Wissensvermittlung und stellt keine Anlageempfehlung dar.
Alexander Otterpohl
E-Mail: alexander.otterpohl@horn-company.de
Leon Heyn
E-Mail: leon.heyn@horn-company.de
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