BERATER IM PORTRAIT „Ich wollte schon als Kind verstehen, wie die Dinge funktionieren.“ Vom PhD in Mathematik zur Top-Management-Beraterin Prof. Dr. Dietlind Zühlke ist Mathematikerin und arbeitet für Horn & Company Data Analytics. Schon als Kind wollte sie verstehen, wie Dinge funktionieren und baute dafür auch schon mal das Radio auseinander. Heute erzählt sie, wie sie in unterschiedlichsten Unternehmen Prozesse auseinandernimmt und diese mittels Daten-Analyse in effizientere Abläufe transformiert. Du hast deinen PhD in Computational Intelligence erworben. Kannst du das dabei generierte Wissen auch in der Beratung von Unternehmen einsetzen? Auf jeden Fall! Computational Intelligence hat (auch wenn es paradox klingen mag) noch immer sehr viel damit zu tun, dass sich der Datenwissenschaftler mit der Anwendungsdomäne auseinan- dersetzt, Fachwissen von Experten aufnimmt und in Algorithmen umsetzt, die den Anwendern helfen, ihre Geschäfts- oder For- schungsfragen zu beantworten. Meine Dissertation war somit eine Art Blaupause für einige unserer Data Science Consulting Projekte. Apropos: Du arbeitest bei Horn & Company Data Analytics, einer Schwestergesellschaft von Horn & Company. An welchen Projekten arbeitet ihr speziell? Häufig helfen wir Unternehmen, den erwartbaren Mehrwert da- tengetriebener Use Cases und entsprechender Geschäftsmodelle bezifferbar zu machen. Oft ist die vage Einschätzung bei den Un- ternehmen verbreitet, man sollte doch etwas datengetriebener werden. Aber welche Implikationen das auf Kosten- und Nutzen- seite wirklich hat, ist ohne den Aufbau gezielter Prototypen meist schwierig zu beurteilen. Wir bringen unser Erfahrungswissen ein, welche Use Cases das größte Potenzial und die geringsten Risiken haben, wo vermutlich genug Daten verfügbar sind und welche Fragestellungen sich mit welchen Methoden angehen lassen. Wir bauen dann gemeinsam mit den Kunden ausgewählte Prototypen auf und machen so Data Analytics erlebbar. Das reicht von Vorher- sagemodellen bis hin zu avancierten Kundensegmentmodellen. Uns ist dabei die Prozesssicht besonders wichtig und zwar in mehrfa- cher Hinsicht. In jedem Fall müssen wir verstehen und berücksich- tigen, welche Prozesse betroffen sind und an welcher Stelle wir uns in ihnen befinden. Inwieweit hilft dir dein Informatik- bzw. naturwissenschaftliches Studium bei der Beratung von Unternehmen? Eine strukturierte und strukturierende Vorgehensweise, wie man sie im einschlägigen Studium lernt, ist für die Tätigkeit in der Be- ratung unerlässlich. Auch das schnelle Durchdringen komplexer Situationen und der Spaß an der kognitiven Herausforderung sind wichtig, um in der Beratung von Unternehmen erfolgreich zu sein. Häufig ist viel (Fach-)Wissen in den Organisationen vorhanden, aber den Mitarbeitern fehlt der Blick von außen und die Fähigkeit, Erfahrungen aus anderen Bereichen erfolgreich auf ihre Situation abzubilden. Da kann die Denkweise der Informatik/Naturwissen- schaft, die immer stärker die Metaebene und übergeordnete Zu- sammenhänge betont, sehr hilfreich sein. Sie ermöglicht, auch da Schlussfolgerungen ziehen zu können, wo die direkte Übertragbar- keit, z.B. durch Domänenwissen, nicht mehr weiterkommt. Was schätzt du an der Arbeit in einer Unternehmensberatung, auch im Vergleich zum wissenschaftlichen Arbeiten? In der Unternehmensberatung und speziell in der datengetrie- benen Beratung hat man, mehr als in jedem anderen Beruf, die 10