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Die zunehmende Priorisierung nachhaltiger Zielsetzungen in Politik und Gesellschaft schlägt sich auch in der Wirtschaft nieder und stellt Unternehmen vor unmittelbaren Handlungsbedarf.
Durch den Green Deal Industrial Plan, den Net-Zero Industry Act und das Fit-for-55-Paket, legt die Europäische Kommission einen klaren Fokus auf die nachhaltige Transformation der Industrie. Schließlich ist diese maßgeblich für Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.
Um die drastischen Folgen der globalen Erwärmung einzudämmen, hat Deutschland das Ziel, bereits 2045 treibhausgasneutral zu werden, Österreich bis 2040 und die Europäische Union bis 2050.
Unternehmen stehen in dieser Gemengelage durchaus unter Handlungsdruck. Neben äußeren Zwängen, die sich aus ESG-Vorschriften wie der CSRD ergeben, steigen die Kosten für Energie und den CO2-Ausstoß, während geopolitische Unsicherheiten ebenfalls ihre Auswirkungen zeigen. Zusätzlich zu diesen externen Faktoren stehen Unternehmen auch vor internen Herausforderungen wie der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und den wachsenden Erwartungen der Gesellschaft, der Mitarbeiter und der Kunden an nachhaltiges Handeln.
Abbildung: Interne und externe Faktoren der Dekarbonisierung
Folglich ist es für Unternehmen ratsam, ihre gesamte Wertschöpfungskette, einschließlich der Nutzung ihrer Produkte und Dienstleistungen, verstärkt auf Dekarbonisierung auszurichten.
Die Science Based Target Initiative (SBTi) und das Carbon Disclosure Project (CDP) unterstützen dieses Bestreben, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die SBTi zielt darauf ab, Unternehmen bei der Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele zur Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen zu unterstützen. Im Gegensatz dazu ermutigt das CDP als unabhängige Non-Profit-Organisation Unternehmen, Städte, Regierungen und Investoren, Umweltdaten offenzulegen. Die Zusammenarbeit mit diesen Organisationen bietet die Möglichkeit, Dekarbonisierungsanstrengungen messbar zu machen, öffentlich zu positionieren und damit auch verbindlich zu gestalten. Dies erzeugt einerseits spürbaren Handlungsdruck, bietet aber auch nachweislich Vorteile für die Umwelt und im Wettbewerbsumfeld.
Zum Klimaschutz kann in verschiedenen Branchen auf durchaus unterschiedliche Weise beigetragen werden. Dabei ist es notwendig und sinnvoll, konkrete Dekarbonisierungskonzepte umzusetzen. Der Handlungsrahmen hierfür ist überaus vielschichtig und individuell, je nach Geschäftsmodell, Produktportfolio und Technologieeinsatz.
Insgesamt erfordert die Dekarbonisierung eine gesamtheitliche und strukturierte Herangehensweise, die alle drei Scopes berücksichtigt und auf verschiedenen Ebenen ansetzt. Die Herausforderungen liegen nicht nur in der technologischen Umsetzung, sondern auch in der Transformation von Geschäftsmodellen, Politik und Gesellschaft, um einen nachhaltigen Wandel zu ermöglichen.
Die Dekarbonisierung der Wirtschaft ist eine der wichtigsten Transformationsaufgaben unserer Zeit. Ihr mitunter disruptiver Charakter birgt jedoch eine Reihe von Herausforderungen.
Für viele Unternehmen stellt die Erfassung von Treibhausgasemissionen eine erhebliche Hürde dar. Dies liegt daran, dass nicht nur die direkt verursachten und kontrollierten Scope-1-Emissionen berücksichtigt werden müssen. Ebenso müssen die indirekten Scope-2-Emissionen, die durch den Energieverbrauch entstehen, sowie die Scope-3-Emissionen aus den vor- und nachgelagerten Wertschöpfungs- und Nutzungsstufen erfasst werden. Letztere machen in der Regel den größten Teil der Treibhausgasemissionen eines Unternehmens aus, sind jedoch gleichzeitig am schwierigsten zu erfassen.
Eine weitere Herausforderung liegt in den Kosten für die Dekarbonisierung. Viele Maßnahmen hierzu erfordern mitunter erhebliche Investitionen, sei es beim Aufbau und Einsatz von erneuerbaren Energiequellen, die Implementierung von energieeffizienten Technologien oder die Anpassung von Produktionsprozessen. Insbesondere für kleinere und mittelständische Unternehmen, können derlei Investitionen eine finanzielle Belastung darstellen. Zudem bergen neue Dekarbonisierungstechnologien häufig Unsicherheiten, weil diese noch nicht ausgereift oder wirtschaftlich nicht nachweislich tragfähig sind. Einfluss auf die Investitionsbereitschaft zur Dekarbonisierung haben zudem konsistente regulatorische und ordnungspolitische Rahmenbedingungen, um belastbare, langfristige Strategien zur Dekarbonisierung zu entwickeln und umzusetzen.
Die Umstellung auf nachhaltigere Geschäftsmodelle und Praktiken erfordert oft tiefgreifende Veränderungen in der Unternehmenskultur und im Verhalten der Mitarbeitenden. Dies kann bedeuten, dass lang etablierte Arbeitsweisen und Prozesse überdacht und neu gestaltet werden müssen, um den Anforderungen der Dekarbonisierung gerecht zu werden.
Derlei Veränderungen können auf verschiedenen Ebenen auf Ablehnung stoßen. Mitarbeitende könnten besorgt auf Auswirkungen auf ihre Arbeitsplätze oder persönlichen Zuständigkeiten reagieren. Mitunter fehlt auch das Verständnis für die Dringlichkeit und den langfristigen Nutzen nachhaltiger Praktiken. Zusätzlich dazu könnten bestehende Hierarchien und Machtdynamiken in Unternehmen den Wandel erschweren, wenn Führungskräfte nicht vollständig hinter den Dekarbonisierungszielen stehen oder die erforderliche Unterstützung und Ressourcen verwehren.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es entscheidend, dass Unternehmen gezielte Maßnahmen ergreifen, um den Widerstand gegen Veränderungen zu überwinden. Dazu gehören transparente Kommunikation über die Notwendigkeit und die Vorteile der Dekarbonisierung, die Einbindung der Mitarbeitenden in den Prozess der Umgestaltung sowie die Bereitstellung von Schulungen und Ressourcen, um die erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln. Es ist ebenso wichtig, eine unterstützende Unternehmenskultur zu schaffen, die Innovation und Experimentieren fördert, um neue Wege zur Dekarbonisierung zu finden und umzusetzen.
Die dargestellten Herausforderungen zeigen, dass Dekarbonisierung ein komplexer und auch langwieriger Prozess sein kann, der nur durch sorgfältige Planung, Investitionen und einer gemeinschaftlichen Zusammenarbeit erfolgreich umgesetzt werden kann.
Für einen entsprechenden Umsetzungsplan ist zunächst eine umfassende Bestandsaufnahme des aktuellen CO2-Fußabdrucks im Rahmen einer ganzheitlichen Scope-1-, -2- und -3-Betrachtung durchzuführen. Somit lassen sich Emissionsquellen, „Hot-Spots“ und Dekarbonisierungsschwerpunkte identifizieren.
In einem nächsten Schritt sollten quantifizierbare und erreichbare Ziele zur Dekarbonisierung festgelegt werden. Hilfreich bei Zielfestlegungen ist z.B. die Orientierung an den Vorgaben der SBTi, um fundierte und vergleichbare Werte zu bestimmen.
Anhand der Bestandsaufnahme und der Zielfestlegung erfolgt im nächsten Schritt die Identifizierung von Handlungsfeldern, die wiederum die Grundlage zur Entwicklung einer Dekarbonisierungsstrategie ist. Diese Strategie sollte klare Maßnahmen, Zeitpläne, Verantwortlichkeiten und Ressourcenallokationen umfassen. Die Strategie kann dabei die Umstellung auf erneuerbare Energien, die Verbesserung der Energieeffizienz, die Optimierung der Lieferketten, die Förderung nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen oder auch eine konkrete Technologie-Roadmap beinhalten.
Bei der Umsetzung der Dekarbonisierung spielt zuletzt die Überwachung und Berichterstattung eine entscheidende Rolle. Regelmäßige Überprüfungen und Berichte helfen dabei, den Erfolg der Strategie zu bewerten, den Fokus auf die wichtigsten Handlungsfelder zu legen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Mithilfe einer transparenten Kommunikation über die Dekarbonisierungsziele und -fortschritte kann das Vertrauen von Stakeholdern gewonnen und das Image des Unternehmens als verantwortungsbewusster Akteur im Kampf gegen den Klimawandel wahrgenommen werden.
Abbildung: Dekarbonisierung mit Strategie
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