Virtual real estate - der virtuelle Immobilienmarkt

WIE DIE TOKENISIERUNG VON ASSETS DIE FINANZLANDSCHAFT PRÄGT: EINE VERTIEFENDE ANALYSE

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Die Tokenisierung von Vermögenswerten ist ein Ausdruck, der in der Finanzwelt immer mehr an Gewicht gewinnt. In diesem Beitrag werden wir uns die Technologie, die der Tokenisierung zugrunde liegt, genauer ansehen und ihre Herausforderungen und Risiken sowie Zukunftsperspektiven beleuchten. Dabei wird auch die Rolle der Tokenisierung in der globalen Wirtschaft und ihr Beitrag zur Nachhaltigkeit untersucht.

Vertiefung in die Technologie der Tokenisierung – B2C

Die Tokenisierung ist ein Prozess, in dem physische Vermögenswerte in digitale Token umgewandelt und auf einer Blockchain gespeichert werden.

Um dies an einem praktischen Beispiel zu veranschaulichen, stellen Sie sich vor, ein Immobilieneigentümer möchte Investoren die Möglichkeit geben, Anteile an seinem Eigentum zu erwerben. Er entscheidet sich, dies durch Tokenisierung zu erreichen. Zunächst wird der Wert der Immobilie bewertet und in eine festgelegte Anzahl von Anteilen oder Token aufgeteilt. Jeder Token steht dabei für einen Bruchteil des Eigentums an der Immobilie. Diese Token werden dann mithilfe von Smart Contracts – das sind automatisierte Programme – auf einer Blockchain hinterlegt. Die Smart Contracts legen die Bedingungen der Token fest, einschließlich der Rechte der Token-Inhaber. Investoren können nun diese Token erwerben und so in die Immobilie investieren. Die Token können von ihren Besitzern auf sekundären Märkten gehandelt werden. Dies führt zu einer erhöhten Liquidität und macht den Markt insgesamt zugänglicher, da auch kleinere Investitionsvolumina möglich sind.

virtueal real estate am beispiel von decentraland

Vertiefung in die Technologie der Tokenisierung – B2B

Häufig wird im Kontext der Tokenisierung hauptsächlich über Lösungen gesprochen, die letztendlich für den privaten Endverbraucher bestimmt sind, egal ob in kleinen Beträgen oder im hochwertigen Private-Banking-Bereich. Dabei bietet die Tokenisierung insbesondere für den viel größeren und breiteren Bereich der (semi-)professionellen Akteure zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten.

Fremdkapital: In naher Zukunft wird es möglich sein, derzeitige Finanzierungslösungen auch als digitale Assets abzubilden. Wir sehen bereits heute Anleihen und Verbriefungen, die durch Tokenisierung im digitalen Raum existieren und die damit verbundenen Vorteile hinsichtlich Geschwindigkeit, Kosten und Risiko genießen. In bereits wenigen Jahren werden vermutlich alle wesentlichen Finanzprodukte, die wir heute aus der Finanzwelt kennen, im europäischen Raum auch als digitale Assets wiederfinden.

Eigenkapital: Es ist heute noch nicht ganz einfach, Eigenkapital auf die Blockchain zu bringen. Nach vielen Jahren der Pionierarbeit und auch der Mitwirkung der Regulierungsbehörden gibt es heute einige spezialisierte Anbieter, die es ermöglichen, Eigenkapitalformen vollständig reguliert und rechtlich sauber zu tokenisieren und auf die Blockchain zu übertragen. In der Strukturierung bedienen sich solche Anbieter i.d.R. sogenannter SPV, die das unmittelbare Eigentum an den Assets halten und im Gegenzug Eigenkapitalinstrumente emittieren. Hierbei kommen insbesondere die flexible Teilbarkeit, die Umsetzungsgeschwindigkeit und die minimalen Grenzkosten für zusätzliche Investoren zum Tragen.

Strukturierte Produkte: Was heute eine ganze Industrie des Financial Engineering beschäftigt, könnte morgen durch Tokenisierung und Smart Contracts abgewickelt werden. Die Grenzen sind hierbei tatsächlich nur durch den Grad der Kreativität und das schrittweise Nachziehen der Regulierung bestimmt. Ob es nun um einfache „digitale Zwillinge“ von bestehenden Produkten geht, die damit viel schneller und theoretisch in beliebiger Teilbarkeit gehandelt werden können, oder um den Wunsch nach Mischstrukturen, zum Beispiel verschiedener Indizes oder eines Bündels von Vermögenswerten – als Token sind all diese Lösungen abbildbar.

Finanzierungskonglomerate und Club Deals: Gerade für professionelle beziehungsweise institutionelle Investoren eröffnen sich durch die Tokenisierung sehr elegante Möglichkeiten. Eine beliebige Anzahl von institutionellen Investoren kann sich an einem Projekt beteiligen, bei dem alle zu erwartenden Cashflows bereits im Smart Contract abgebildet sind. Je nach Wunsch der Investoren können diese Strukturen vollständig transparent gestaltet werden oder eben nicht. Ebenso ist ein Sekundärmarkt optional. Sollte eine liquide Lösung bevorzugt werden, kann die Verbindung zu einem Sekundärmarkt hergestellt und die Token (in beliebiger Teilbarkeit) können auf den Markt gebracht werden.

Herausforderungen und Risiken der Tokenisierung

Die Tokenisierung bringt jedoch auch Herausforderungen und Risiken mit sich. Eines der Hauptthemen ist die Sicherheit. Die Blockchain-Technologie an sich wird allgemein als sicher angesehen und hat sich auch in der Vergangenheit als solche bewährt. Die Situation sieht jedoch bei den Plattformen, die Wallets und Infrastrukturen bereitstellen, anders aus. Sie waren in der Vergangenheit immer wieder anfällig für Hackerangriffe und Sicherheitsverletzungen.

Die ausreichende Verbreitung von Wallets, gerade bei institutionellen Investoren, stellt aktuell noch eine Herausforderung dar. Spezialisierte Dienstleister bieten Lösungen auch für dieses Kundensegment an, so dass hier vor allem Aufklärungsarbeit hinsichtlich der Umsetzbarkeit zu leisten ist.

Ein weiteres Problem betrifft die Akzeptanz. Viele traditionelle Investoren zögern noch, in tokenisierte Vermögenswerte zu investieren, oft aufgrund mangelnder Kenntnisse oder Misstrauen gegenüber der zugrunde liegenden Technologie. Auf der anderen Seite kann es je nach Art des Vermögenswertes auch ein begrenztes Angebot an Assets geben, die überhaupt auf die Blockchain übertragen werden können.

Tokenisierung und Nachhaltigkeit

Die Tokenisierung kann auch eine wesentliche Rolle in der Förderung von Nachhaltigkeit einnehmen. Durch das Tokenisieren von Umweltprojekten oder grünen Anleihen könnten mehr Investoren ermutigt werden, in nachhaltige Vorhaben zu investieren. Zusätzlich kann die durch die Blockchain-Technologie erzeugte Transparenz dazu beitragen, dass Unternehmen und Investoren besser über die Nachhaltigkeitsmaßnahmen der Projekte informiert sind, in die sie investieren.

Als Beispiel könnten Token, die an Projekte für erneuerbare Energien gekoppelt sind, Investoren die Möglichkeit bieten, direkt in saubere Energie zu investieren. Dies könnte wiederum die Entwicklung erneuerbarer Energien vorantreiben und zur Erreichung globaler Nachhaltigkeitsziele beitragen.

Darüber hinaus könnten durch die Tokenisierung von CO2-Zertifikaten die Märkte für CO2 grundsätzlich effizienter gestaltet werden, was die Messung und Reduzierung von CO2 insgesamt vereinfachen und beschleunigen würde.

Zukunftsperspektiven der Tokenisierung und ihre Rolle in der globalen Wirtschaft

Die Tokenisierung wird aller Voraussicht nach eine immer zentralere Rolle in der globalen Wirtschaft einnehmen. Durch die Erleichterung des internationalen Handels und die Steigerung der Liquidität könnte die Tokenisierung zu effizienteren und besser vernetzten globalen Märkten führen. Zudem fördert sie die finanzielle Inklusion, indem sie Menschen in unterversorgten Regionen Zugang zu neuen Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten ermöglicht.

In Hinblick auf zukünftige Perspektiven könnten wir eine Ausweitung der Tokenisierung auf neue Anlageklassen wie geistiges Eigentum, persönliche Daten oder sogar individuelle Fähigkeiten beobachten. Auf institutioneller Ebene werden erwarten wir eine verstärkte Adaption in den Bereichen Finanzierung und Strukturierungslösungen. Hier sind die Vorteile durch den Wegfall kostspieliger Zwischenhändler offensichtlich und professionelle Akteure auf dem Markt werden diese Gelegenheiten nutzen, um die Rentabilität der Produkte und damit auch ihre eigenen Gewinne zu erhöhen. Letztendlich könnten auch Projekte, die heute als nicht rentabel genug erachtet werden, in Zukunft realisiert werden, wenn die Einrichtungskosten geringer ausfallen.

Fazit: Tokenisierung ist gekommen um zu bleiben

Durch die Transformation von Vermögenswerten in handelbare Token eröffnet sie neue Möglichkeiten für Investments, Liquidität und globale Handelsbeziehungen. Die Technologie hinter der Tokenisierung ist faszinierend und bietet eine Fülle an Anwendungsmöglichkeiten. Dennoch müssen die Herausforderungen und Risiken, vor allem im Bereich Sicherheit und Akzeptanz, sorgsam in Angriff genommen werden. Ein Schlüsselelement dabei wird sein, dass die Branche und die Regulierungsbehörden eng zusammenarbeiten, um eine Umgebung zu schaffen, die Innovation begünstigt, während sie zugleich die Sicherheit und die Interessen der Investoren schützt.

Nichtsdestotrotz existieren bereits heute die Technologie, die spezialisierten Anbieter und auch der Markt für tokenisierte Vermögenswerte. Letztendlich ist die Tokenisierung für die Finanzindustrie keine Frage des „Ob“, sondern des „Wann“. Ähnlich zu früheren Technologiesprüngen ist die Frage, wann der „tipping point“, d.h. der Zeitpunkt der sprunghaften Marktdurchdringung, erreicht wird.

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Dieser Mix aus enormem Potenzial und Herausforderungen bedeutet eine spannende Zeit für Banken, Investoren, Emittenten und alle, die an der Schnittstelle von Finanzen und Technologie arbeiten. Das Team von Horn & Company freut sich darauf, Sie dabei zu unterstützen.


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Philipp Misura
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