PLENOs Weg in eine grünere Zukunft

Teil Zwei des Interviews: Deep Dive in Co2 Projekte und Ausblick

Willkommen zurück zum zweiten Teil unseres aufschlussreichen Interviews mit PLENO. Im ersten Teil haben wir uns mit den Ursprüngen von PLENO, ihrem innovativen Ansatz zur Validierung von CO2-Zertifikaten und der Integration von KI und Blockchain in ihre Prozesse befasst. Nun gehen wir gemeinsam tiefer in die Materie und wie PLENO sich in der digitalen MRV-Landschaft (Messung, Berichterstattung und Überprüfung) unterscheidet, ihre Ziele, Partnerschaften und ihre Vision für die Zukunft der Kohlenstoffmärkte.

Philipp: Ihr habt über die Probleme mit CO2-Zertifikaten gesprochen und wie Technologien wie Blockchain und Technik helfen können. Könntest du nun den Prozess zur Erstellung von CO2-Zertifikaten erklären?

Nura: Natürlich. Die Erstellung eines Kohlenstoffprojekts beginnt mit einer Beurteilung seiner Machbarkeit und seines Potenzials. Dieser erste Schritt beinhaltet oft Berater, die schätzen, wie viele CO2-Zertifikate das Projekt generieren könnte. Das Projekt wird dann bei einem Register wie Verra oder Gold Standard registriert.

Der nächste Schritt ist die Entwicklung eines detaillierten Projektentwurfs. Dieser Entwurf umfasst eine gründliche Erklärung der Projektaktivitäten und eine präzisere Berechnung der erwarteten CO2-Zertifikate sowie den Plan für die Überwachung des Projektfortschritts.

Danach muss das Projekt von einer dritten Partei geprüft werden. Diese Prüfung soll sicherstellen, dass das Projekt die richtige Methodik befolgt. Wenn das Projekt diese Prüfung besteht und validiert wird, stellen die Register die CO2-Zertifikate aus.

Es ist wichtig zu beachten, dass dies eine vereinfachte Version des Prozesses ist. In der Realität, insbesondere bei naturbasierten Projekten wie Forstwirtschaft oder Mangroven, ist der Prozess komplexer und beinhaltet verschiedene Annahmen und Modelle.

Phillip: Kannst du ein reales Beispiel geben, wie PLENO Projekten in diesem Prozess hilft?

Nura: Wir machen den Start des Kohlenstoffprojektprozesses einfach und zuverlässig. Zuerst loggt sich ein Projektteam in unsere Plattform ein und lädt die Standortkarte ihres Projekts hoch. Dann beantworten sie einige Fragen zu ihrem Projekt, wie seine Kategorie und geplante Aktivitäten. Wir konzentrieren uns derzeit auf Blaukohlenstoffprojekte, dazu gehören Mangroven, Seegras und Feuchtgebiete.

Nachdem wir diese Informationen haben, analysiert unsere Plattform schnell den Projektstandort. Wir führen eine ‚Schnellbewertung‘ durch. Das bedeutet, wir schätzen die erwartete Kohlenstoffwirkung des Projekts in Minuten, nicht Wochen. Wenn ein Projekt bereits Bodendaten hat, können sie diese auf unsere Plattform hochladen. Wir passen unsere Berechnungen an, um den Standardanforderungen des Registers zu entsprechen.

Das Projektteam kann dann diese Daten mit ihrem gewählten Drittprüfer teilen oder unser Netzwerk dezentralisierter Validatoren nutzen. Der letzte Schritt ist die Überwachung. Unser Dashboard bietet nahezu Echtzeit-Updates über den Fortschritt des Projekts, wie entfernte Emissionen, und überwacht Risiken wie Brände oder Überschwemmungen. Alle diese Schritte – Messen, Berichten und Verifizieren – sind in unserer digitalen MRV-Lösung kombiniert, was sie zu einer Komplettlösung für die Erstellung von CO2-Zertifikaten macht.

Philipp: Worin unterscheidet sich PLENO von anderen digitalen MRV-Lösungen?

Nura: PLENO bietet mehr als nur Daten und ein Überwachungs-Dashboard. Wir konzentrieren uns auf Automatisierung. Wir kombinieren zuverlässige Daten mit KI, um Kohlenstoff genau zu messen.

Zum Beispiel haben wir einen neuartigen Algorithmus entwickelt, der vorhersagen kann, wie viel Kohlenstoff ein Gebiet entfernen wird. Er tut dies, indem er ähnliche Ökosysteme in der Nähe betrachtet. Wenn wir uns beispielsweise ein Mangrovengebiet ansehen, findet unser System automatisch andere nahegelegene Mangroven und untersucht ihr historisches Wachstum, wie Baumhöhe und Gesamtmasse.

Wir arbeiten auch an einem anderen Modell zur automatischen Identifizierung verschiedener Baumarten. Dies wird uns helfen, genauer zu schätzen, wie viel Kohlenstoff ein Gebiet absorbieren kann, indem wir wissen, welche Baumarten dort vorhanden sind.

Das ist erst der Anfang unserer Reise. Das Feld der digitalen MRV ist voll von innovativen Ideen von Experten und großen Projekten auf der ganzen Welt. Bei PLENO sind wir darauf bedacht, eine Methode zu entwickeln, die nicht nur innovativ, sondern auch wiederholbar ist. Wir möchten den Weg für zahlreiche Projekte ebnen, um unseren Ansatz leicht zu replizieren, wodurch sie ihre Prozesse vereinfachen und ihre Fähigkeit zur Sicherung notwendiger Finanzierung verbessern können.

Philipp: Das klingt großartig. Aber warum sollten Kohlenstoffprojekte oder Käufer eure Lösung nutzen?

Nura: Derzeit hat der Kohlenstoffmarkt zwei große Probleme. Erstens ist die Erstellung von CO2-Zertifikaten ein langsamer und komplizierter Prozess. Zweitens verlieren Käufer, insbesondere bei naturbasierten Projekten, das Vertrauen. Unsere Lösung geht beide Probleme an. Wir bieten Projekten Werkzeuge, um ihre Arbeit einfacher und zuverlässiger zu machen. Diese machen auch die Berechnungen für Käufer klarer und vertrauenswürdiger, was ihr Investment sicherer macht.

Man kann das mit dem Finanzmarkt vergleichen. Wir helfen den Leuten, die Vermögenswerte analysieren, und machen diese Vermögenswerte gleichzeitig sicherer für Investoren.

Was wir tun, kommt allen zugute – den Leuten, die Zertifikate verkaufen und kaufen, und der Umwelt im Allgemeinen. Indem wir den Markt besser funktionieren lassen, ziehen wir mehr Investitionen an. Das bedeutet, mehr Kohlenstoff wird aus der Luft entfernt, während die natürlichen Ökosysteme besser geschützt werden.

Philipp: Was sind PLENOS kurz- und langfristige Ziele, insbesondere in Bezug auf die Erweiterung eurer digitalen MRV-Lösungen?

Nura: Langfristig wollen wir, dass PLENO der Motor bei der Bewertung verschiedener Umweltdaten ist. Wir planen, verschiedene Arten von Analysen darüber anzubieten, wie unterschiedliche Projekte oder Aktivitäten die Umwelt beeinflussen, wobei wir sicherstellen, dass diese Analysen sowohl genau als auch effizient sind. Obwohl wir mit Kohlenstoffdaten beginnen, haben wir größere Pläne. Wir sehen unsere digitalen Überwachungs- und Messwerkzeuge in vielen Bereichen als nützlich an, beispielsweise um die Auswirkungen von Lieferketten transparenter zu machen.

Philipp: Ihr werdet vom Business Incubation Programm der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) unterstützt. Wie wichtig wird deren Unterstützung für die Beschleunigung der Entwicklung und Produktinnovation von PLENO sein?

Nura: Wir freuen uns sehr, Teil des Business Incubation Programms der ESA zu sein. Dank dessen erhalten wir Finanzierung, technische Unterstützung und Verbindungen zu führenden Luft- und Raumfahrtunternehmen in Europa, wie Airbus, und führenden Forschungseinrichtungen. Diese Unterstützung ist für uns ein großes Ding. Sie bedeutet, dass wir uns mehr auf die Verbesserung unserer Satellitentechnologie konzentrieren können. Ein Bereich, an dem wir arbeiten, ist die Überwachung von Unterwasserökosystemen für Projekte im Zusammenhang mit Blaukohlenstoff – Kohlenstoff, der von den Ozeanen und Küstenökosystemen der Welt aufgenommen wird.

Wir lernen auch viel von den eigenen Innovationen der ESA, wie beispielsweise die Bewertung der Vegetationsgesundheit mit Daten von Satelliten (eine Methode, die als Fernerkundung bezeichnet wird). Dieses Wissen ist für uns unschätzbar, um unsere Produkte zu verbessern und viele Probleme auf dem Kohlenstoffmarkt zu lösen.

Philipp: Welche sind die größten Herausforderungen und Chancen, die ihr beim Skalieren von PLENOS Lösungen seht?

Nura: Wie viele neue Start-ups stehen wir vor mehreren Herausforderungen. Eine große Herausforderung ist, sicherzustellen, dass unsere Kohlenstoffschätzungen genau sind. Obwohl wir internationale Standards dafür befolgt haben, wie die des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) der Vereinten Nationen, Verra und andere, gibt es nicht nur eine Quelle der Wahrheit. Verschiedene Standards und Methoden verwenden unterschiedliche Wege und Modelle, um Kohlenstoff zu berechnen.

Aber ein Unternehmen zu gründen bedeutet, positiv zu bleiben. Wir sehen diese Herausforderungen als große Chancen. Wir können der führende Akteur werden, der Zuverlässigkeit und Transparenz in die Berechnung der Zertifikate bringt.

Philipp: Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Nachhaltigkeits- und Technologiesektor für das Wachstum von PLENO?

Nura: Für uns ist die Zusammenarbeit mit anderen im Nachhaltigkeitssektor absolut lebenswichtig. Der Grund? Der Kohlenstoffmarkt wächst nicht nur; er entwickelt sich schnell. Da das Bewusstsein unter den Käufern zunimmt, beginnen sie, mehr Transparenz und Offenheit auf dem Markt zu fordern.

In dieser sich ändernden Landschaft wird die Zusammenarbeit immer wichtiger. Um positive Veränderungen voranzutreiben, arbeiten wir mit einer vielfältigen Palette von Akteuren zusammen. Dazu gehören die Projekte, die darauf abzielen, Kohlenstoff zu reduzieren, die Prüforgane, die sicherstellen, dass diese Projekte auf Kurs sind, die Register, die die Standards setzen, und die Käufer, deren Investitionen in CO2-Zertifikate Klimaprojekte finanzieren.

Durch das Verständnis und die Erfüllung der Bedürfnisse dieser verschiedenen Gruppen können wir effektiver dazu beitragen, eine Lösung zu entwickeln, die einen positiveren Einfluss auf die Entfernung von Kohlenstoff ausüben kann.

Philipp: Wie sieht eure Vision für die Zukunft der Kohlenstoffmärkte aus und wie passt PLENO in dieses Bild?

Nura: In den nächsten Jahren muss die Welt ernsthaft daran arbeiten, die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren, um die globalen Netto-Null-Ziele zu erreichen und die globale Erwärmung anzugehen. Denkt man an eine Geschäftsbilanz, steht Kohlenstoff nun als Posten darin, was seine wachsende Bedeutung bei finanziellen Entscheidungen widerspiegelt. Diese Entwicklung ist zweifach: Erstens nehmen Unternehmen zunehmend freiwillige CO2-Zertifikate an, um ihre Emissionen auszugleichen. Zweitens beginnen regulatorische Rahmenbedingungen, wie der CO2-Grenzausgleichsmechanismus der EU, Kohlenstoffemissionen mit wirtschaftlichen Konsequenzen zu verknüpfen.

PLENO möchte in dieser sich entwickelnden Landschaft ein Katalysator sein. Während unser derzeitiger Schwerpunkt auf CO2-Zertifikaten liegt, ist unser breiteres Ziel, die Art und Weise, wie Umweltauswirkungen gemessen und validiert werden, zu revolutionieren. Wir sind nicht nur mit dem Status quo zufrieden; unser Ziel ist es, den abstrakten Begriff des Umweltnutzens in greifbare, quantifizierbare Daten umzuwandeln. Stellt euch eine Welt vor, in der jede positive Umweltaktion nicht nur ein Konzept ist, sondern eine messbare, wirkungsvolle Realität. Das ist die Zukunft, die wir schaffen wollen.

Philipp: Zum Abschluss möchten wir wissen, wie Leser und die Community PLENO unterstützen können. Gibt es spezielle Anfragen, Angebote zur Unterstützung oder Botschaften, die ihr unseren Lesern übermitteln möchtet?

Nura: Zuerst ein großes Dankeschön an alle, die das hier lesen und sich über die Kohlenstoffmärkte informieren. Es ist wichtig, dass sich mehr Menschen für diesen Bereich interessieren. Wir brauchen mehr Bewusstsein, Kapital und Innovation, um das Kohlenstoffproblem, eine unserer größten Umweltherausforderungen, anzugehen.

Zweitens, wenn ihr Teil dieser Veränderung sein und erfahren möchtet, wie wir fortschrittliche Technologien für CO2-Zertifikate nutzen, fühlt euch frei, mir auf LinkedIn eine Nachricht zu schicken. Ich bin immer offen für ein Zoom-Gespräch oder einen Kaffee, wenn ihr in Berlin seid.

Danke für die Zeit, Philipp.

Wir danken Nura und dem PLENO-Team herzlich für ihre offenen und aufschlussreichen Einblicke in die Welt der CO2-Zertifikate und Nachhaltigkeitstechnologien. Ihre Bemühungen, den Kohlenstoffmarkt mit innovativen Lösungen zu revolutionieren, sind nicht nur inspirierend, sondern auch entscheidend in unserem gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel. Wir freuen uns darauf, PLENOS fortlaufende Entwicklungen und Erfolge zu verfolgen und wünschen ihnen alles Gute auf ihrer wegweisenden Reise hin zu einer nachhaltigeren Zukunft.

Das Interview wurde in Englisch durchgeführt und maschinell ins Deutsche übersetzt, hier geht es zum englischen Original.


Kontakt zum Autor

Philipp Misura
E-Mail: Philipp.Misura@horn-company.de


Ihr Tor zu Branchenkenntnissen und Expertenanalysen! Folgen Sie uns auf LinkedIn für exklusive Fachartikel und Einblicke.