Virtual real estate - der virtuelle Immobilienmarkt

Rising Coin Report – Worldcoin

#HornAndCompany #Blockspace #DigitalAssets #Crypto

„Wir werden im Internet nicht mehr unterscheiden können, ob wir es mit dem Werk eines Menschen oder einer Maschine zu tun haben“

Haben Sie nicht auch schon mal überlegen müssen, ob ein Text, ein Bild oder sogar Ihr gegenüber in der digitalen Welt Mensch oder Maschine ist? Die Unterscheidung zwischen menschlichem und maschinellem Ursprung fällt zunehmend schwer – spätestens seit dem enormen Anstieg der Popularität von ChatGPT und anderer generativer Künstlicher Intelligenz. Vorausgesetzt, Sie erachten es auch weiterhin für wichtig, die Unterscheidung zwischen Mensch und Maschine in der digitalen Welt aufrecht zu erhalten, wird Sie das Blockchain basierte Projekt Worldcoin des Open AI CEOs, Sam Altman, faszinieren. Denn das oben eingeführte Zitat von Alexander Blania, CEO von Tools for Humanity, dem Unternehmen hinter Worldcoin, benennt jener als grundlegende Motivation für Worldcoin [1].

Worldcoin, Sam Altman und Orbs

Nun haben Sie möglicherweise als blockchain-interessierte Person schon von Worldcoin gehört. Denn seit dem Launch von Worldcoin am 24. Juli 2023 zog dieses neue Projekt von Sam Altman – wenig überraschend – eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Ob zu Recht oder nicht, können Sie für sich hoffentlich nach diesem BlockSpace Artikel beantworten. Sicher ist, dass Worldcoin auf großes Interesse in der Öffentlichkeit stößt, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die ersten zwei Gründe sind unserer Meinung nach relativ oberflächlich zu betrachten. Da wäre zunächst das starke Engagement des neuesten Silicon Valley „Wunderkinds“ Sam Altman. Und dann werden zudem aktuell sogenannte „Orbs“, also dystopisch wirkende Iris-Scan-Geräte zur Verifizierung des „Mensch-Sein“, in den Großstädten dieser Welt aufgestellt. Neben diesen zwei Gründen, die für sich bereits stark polarisieren, steht hinter Worldcoin aber auch eine Reihe an bedeutenden Gedanken zu dem Verhältnis von Menschen und Maschine und der gesellschaftlichen Ordnung in einer Welt, in der ein Großteil der Wertschöpfung potenziell auf Maschinen entfällt.

Worldcoin und digitale Identitäten

Wenn wir in Deutschland an digitale Identität denken, denken wir zunächst an den digitalen Personalausweis oder die digitalen Krankenakte. Gleichermaßen denken andere bei digitalen Identitäten vielleicht auch an digitale Entitäten, die nicht direkt einem Menschen zugeordnet werden können. Im Rahmen unseres BlockSpace mag man beispielsweise an Satoshi Nakamoto, BegründerIn von Bitcoin, denken. Denn zweifelsohne hat Satoshi in der Bitcoin-Blockchain eine bestimmte Identität, wenn auch nur als Wallet-Adresse auf der Bitcoin-Blockchain.

Proof of Personhood

Worldcoin hingegen unterscheidet sich von beiden Ideen grundlegend: Einerseits sehen die Worldcoin Begründer Altman und Blania die Notwendigkeit, die Brücke zwischen digitaler und analoger Welt zu schlagen, andererseits wollen sie sich dabei nicht auf Grenzen von Kontinenten und Staaten verlassen, sondern reklamieren in Silicon Valley Moonshot Manier eine globale, staatenunabhängige Lösung erdacht zu haben. Mithilfe der bereits erwähnten Orbs, einer technischen Eigenentwicklung, die mit Sensorik und Kameratechnik ausgestattet die menschliche Iris scannt, wird die Einzigartigkeit einer Person überall auf der Welt bestätigt und gespeichert, sofern Zugang zu einem Orb besteht. Dieses Konzept, das nicht viel mehr benötigt als die von Worldcoin gelieferte Technologie und einen Menschen, der seine Iris scannen lässt, nennt sich „Proof of Personhood“. Das Ziel ist, die Existenz eines Menschen zu belegen und diese mittels einer Hash-Funktion angewandt auf die biometrischen Merkmale der Iris in die dazugehörige digitale Identität, der World ID, zu übersetzen.

Einfache Registrierung mit App und Orb

Die Registrierung funktioniert vergleichsweise einfach: Die World App wird auf dem Smartphone installiert. Dann wird mit nur wenigen Klicks eine World ID erstellt, die dann nur noch beim nächstgelegenen Orb verifiziert werden muss. Im Anschluss erhält man für die Neuregistrierung 25 Worldcoin Tokens (WLD), zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels etwa 30 USD. WLD basiert auf der auf Ethereum basierenden Layer-2-Lösung Optimism, die auch im Horn & Company Krypto Dashboard [2] immer wieder unter den Trending Coins auftaucht. Insgesamt wird eine Menge von 10 Milliarden WLD herausgegeben. Diese Zahl ist für einen Zeitraum von 15 Jahren festgelegt, woraufhin eine jährliche Inflation von bis zu 1,5 Prozent möglich sein wird.

Unklare Preisentwicklung bei Worldcoin

Von den Token sollen 75 Prozent der Nutzergemeinschaft zur Verfügung gestellt werden, während 13,5 Prozent für Investoren von Tools for Humanity reserviert sind. Das ursprüngliche Entwicklerteam erhält 9,8 Prozent der Token, während 1,7 Prozent als Reserve gehalten werden. Interessanterweise scheint sicher der Hype von Worldcoin in den ersten Wochen der Existenz mit immerhin über zwei Millionen registrierten World IDs nicht in eine positive Preisentwicklung zu übersetzen: Von einem Preis von bis zu 2,50 € für einen WLD Token am Launch-Tag des 24.07. sank der Preis auf etwa 1,12 € für einen WLD Token. Ob sich das große öffentliche Interesse an Worldcoin also auch in einer positiven Preisentwicklung des WLD Token manifestiert, bleibt abzuwarten.

Von Identität zu Inklusion: Wie Worldcoin die Finanzindustrie ändern kann

Vor allem für die Finanzindustrie mag die Ausschüttung von WLD Tokens an alle NutzerInnen des Worldcoin Netzwerks besonders relevant sein. Denn zusätzlich zu den 25 WLD Token, die bei Neuregistrierung vergeben werden, sieht Worldcoin eine regelmäßige Auszahlung an Token an alle NutzerInnen vor. Wie viel genau ausgezahlt werden wird, ist von verschiedenen Faktoren abhängig, die Worldcoin in den eigenen „Tokenomics“ beschreibt [3].

Mit Worldcoin zum digitalen Grundeinkommen

Die aktuelle Größenordnung der variablen Auszahlung seit dem Launch von Worldcoin ist mit drei WLD Token zusätzlich zu den 25 WLD Token bei Neuregistrierung zwar noch limitiert, jedoch möchten wir das Gedankenspiel der Worldcoin-Gründer mitspielen, bevor wir auf die kritischen Stimmen eingehen. Denn langfristig möchte Worldcoin auf diese Weise ein digitales Grundeinkommen anbieten. Entgegen der ersten Reflexe, dass ein solches Grundeinkommen doch den Idealen des Silicon Valley widerspreche, fügt es sich jedoch ausgezeichnet in die weit verbreitete libertäre Denkschule des Valleys ein.

So wird die zukünftige Notwendigkeit eines (digitalen) Grundeinkommens von prominenten Vertretern wie Elon Musk, Mark Zuckerberg und eben Sam Altman angenommen. Jedoch eben nicht in einer bürokratischen, staatlich organisierten Form, sondern global und in privatwirtschaftlicher Form, in der alle begünstigten Menschen mit dem gleichen Grundeinkommen ausgestattet werden. Genau diese Möglichkeit gewährt Worldcoin durch die spezifische Implementierung des „Proof of Personhood“, die unabhängig von staatlichen Institutionen global das individuelle „Menschsein“ zu bestätigen erlaubt.

Auch wenn die aktuellen, wöchentlichen Ausschüttungen von circa drei WLD Token allein die Empfangenden noch nicht einmal über die Armutsgrenze der Weltbank heben (2,15 USD pro Tag [4]), kann Worldcoin auf lange Sicht trotzdem einen enormen Einfluss auf die Finanzindustrie haben. Aus unserer Sicht sprechen dafür vor allem zwei Argumente. Vorausgesetzt die Verteilung der physischen Orbs funktioniert ausreichend gut, so ist der Zugang zu Worldcoin extrem einfach. Ein Smartphone und der Scan der Iris reichen. Diese Unkompliziertheit kennt man bereits im Bereich Mobile Payments, wenn man an die Nutzung solcher Mobile Payment Apps gegenüber klassischer Konto-Nutzung beispielsweise in Kenia [5] denkt. Worldcoin fügt dieser funktionierenden Idee des leicht zugänglichen Mobile Payments noch die beiden Dimensionen des „Proof of Personhood“ und des digitalen Grundeinkommens hinzu.

Dezentralisierte mobile Finanzsysteme

Auch wenn man ohne staatlich bestätigte Identität über Worldcoin vielleicht keinen direkten Zugang zum Euro- oder Dollar-System erhält, kann es möglicherweise eine große Zahl an Menschen geben, die vorher von vielen Finanzdienstleistungen abgeschnitten waren, die über ein Mobile Payment hinausgehen und sich nun mit Hilfe von Worldcoin innerhalb eines Decentralized Finance (DeFi) Systems umsetzen lassen. So kann man sich eine gänzlich neue Zielgruppe für verschiedenste, über Smart Contracts basierte, Finanzdienstleistungen vorstellen.

Dieser Gedanke wird dann besonders relevant, wenn Worldcoin eine insgesamt positive Entwicklung nimmt und die wöchentlichen Ausschüttungen von WLD Token tatsächlich näher an eine Vorstellung von einem digitalen Grundeinkommen heranrücken. Tritt diese Vorstellung von Sam Altman ein, hat Worldcoin nicht nur die Möglichkeit allen Menschen einen unkomplizierten Zugang zu DeFi Finanzdienstleistungen anzubieten, sondern gleichzeitig diese auch mit einem regelmäßigen Einkommen auszustatten, welches die Nutzung von diesen Dienstleistungen über Mobile Payments hinaus interessant werden lässt.

Wettbewerb, Alternativen und was Worldcoin unterscheidet

Worldcoin waren nicht die Ersten, die einen „Proof of Personhood“ für nötig befunden und implementiert haben. Einige andere Unternehmen sind zum Beispiel Quadrata, Humanbound, Bright ID, Circle, Idena und Proof of Humanity. Grundsätzlich lassen sich die Ansätze dieser Unternehmen in zwei primäre Methoden zur Feststellung der Personenidentität unterscheiden: Graph-basierte und biometrische Ansätze. Die auf sozialen Graphen basierende Methode stützt sich auf Bestätigungen von Einzelpersonen innerhalb eines Netzwerks. Wenn verschiedene Teilnehmende eines Netzwerks alle als Menschen verifiziert wurden und gemeinsam den menschlichen Status von weiteren Teilnehmenden bestätigen, ist es wahrscheinlich, dass diese tatsächlich auch Menschen sind.

Beim biometrischen Nachweis der Menschlichkeit hingegen, geht es um die Validierung bestimmter physischer oder verhaltensbezogener Merkmale, die Menschen von automatisierten Bots unterscheiden und sogar zwischen einzelnen Personen differenzieren. In der Regel wird bei den meisten Projekten eine Kombination aus diesen beiden Strategien angewandt. Worldcoin lässt sich in dieser Dichotomie dem biometrischen Nachweis zuordnen und hat mit der Einführung des Orbs ein Werkzeug geschaffen, das gänzlich auf soziale Graphen oder Netzwerke zur Verifikation verzichtet.

Die Abwesenheit von graph-basierten Methoden und auch von weniger sicheren biometrischen Methoden, wie bestimmten Video-Formaten, kann man als Stärke von Worldcoin gegenüber konkurrierenden Modellen sehen – vorausgesetzt die Verteilung der Orbs funktioniert wie geplant. In Kombination mit dem großen Interesse an der Person Sam Altman und dem starken Bezug zur analogen Welt durch die tatsächliche Bereitstellung der Orbs scheint Worldcoin gegenüber den Alternativen gerade von dem Momentum zu profitieren.

Datenschutz, Transparenz, Betrug: Kritische Stimmen

Zentrale Kritikpunkte an Worldcoin sind Datenschutz und Transparenz. Zwar wird versichert, dass jeder Orb ausschließlich lokale Berechnungen durchführt und nur Hashes des Iris-Scans gespeichert werden, bestehen dennoch Bedenken. DatenschutzexpertInnen warnen grundsätzlich davor, biometrische Informationen preiszugeben. Denn die Risiken in Betrugsfällen sind bei biometrischen Daten weitaus höher. Denn im Gegensatz zu einem Passwort sind diese unveränderlich und einmal in den falschen Händen möglicherweise nur schwer wieder einzufangen. Diese Sicht unterstützen auch Edward Snowden sowie Organisationen wie die Electronic Frontier Foundation. Auch der prominente EU-Datenschutzaktivist Max Schrems äußert Bedenken. So warnt er davor, dass die meisten Start-ups keinen Erfolg haben und biometrische Daten somit vergleichsweise schnell in der Konkursmasse eines gescheiterten Start-ups enden können [1]. Dies wirft über Worldcoin hinaus Fragen hinsichtlich der Verantwortung und Sicherheit im Umgang mit biometrischen Daten auf.

Mangelnde Transparenz bei Worldcoin wirft Fragen auf

Neben den zugegeben erwartbar kritischen Stimmen der DatenschutzexpertInnen kommt aber auch Kritik von prominenter Stelle aus der Blockchain-Szene. Vitalik Buterin, Mitbegründer von Ethereum, bemängelt nämlich auch, dass es nicht ausreichend transparent ist, welche Berechnungen ein Orb ausführt. Diese fehlende Offenheit führt auch bei ihm zu berechtigten Zweifeln hinsichtlich seiner Funktionsweise und möglicher Risiken. Ein sehr praktischer Punkt von Buterins Kritik ist die bisher fehlende geografische Ausbreitung der Orbs. Aktuell ist die Registrierung, bis auf einige mobile Teams, auf die größten Städte der Welt beschränkt. In Deutschland besteht die Möglichkeit der Verifizierung beispielsweise aktuell nur in Berlin am Alexanderplatz. Bei aller Kritik jedoch findet Buterin auch viele lobende Worte für Worldcoin und bescheinigt Worldcoin, die notwendigen Schritte zur Anonymisierung der NutzerInnen unternommen zu haben. Beispiele sind die Implementierung von Zero Knowledge Proof Technologie, um die Verbindung einzelner Online-Handlung zu einer bestimmten Person zu verschleiern [6].

Möglicher Missbrauch der World ID

Ein weiteres kritisches Thema ist der mögliche Missbrauch von World IDs. Hiervor warnt die MIT Technology Review, die befürchtet, dass diese Technologie dazu verwendet werden könnte, Maschinen als menschliche Nutzer auszugeben, um Betrugsversuche zu erleichtern. Sobald die World ID einmal verifiziert ist, funktioniert der Login ohne weitere Prüfung und kann somit leicht gehandelt werden. Gleichzeitig werden Logins aktuell schon in Staaten gehandelt, in denen Worldcoin aus regulatorischen Gründen noch nicht verfügbar ist. Zwar kann jede World ID über die erneute Verifizierung bei einem Orb wieder zurückgesetzt werden, doch bis dies geschehen ist, ist der Schaden womöglich schon entstanden. Konkret wird auch berichtet, dass die Orbs weltweit hauptsächlich von Freiwilligen betreut werden, die ein finanzielles Interesse an der Registrierung möglichst vieler NutzerInnen haben. Das führt dazu, dass die Aufklärung über die technologischen Hintergründe gegenüber den Registrierenden zu kurz kommen können.

Zuletzt möchten wir noch einen grundsätzlichen Kritikpunkt anbringen, der immer wieder diskutiert wird: Denn die Frage, ob es eine gute Idee ist, Privatsphäre oder in diesem Fall biometrische Daten gegen einen finanziellen Anreiz einzutauschen, muss erneut erörtert werden. Einigen mag diese Praxis als logische Konsequenz der Datenökonomie vorkommen, in der viele von uns ihre Daten mit den großen Technologie-Konzernen aus den USA teilen, um oft sehr gute und gleichzeitig kostenlose Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Inwiefern das für biometrische Daten und den „Proof of Personhood“ gilt, wird im Zweifel jeder für sich beantworten müssen.

Fazit: Wie geht es weiter mit Worldcoin?

Die notwendige Unterscheidung zwischen Menschen und Maschine in der digitalen Welt liegt auf der Hand. Worldcoin, mit seinen prominenten UnterstützerInnen, verfolgt das Ziel, mittels eines biometrischen Iris-Scans und den ausschließlich dafür designten Orbs, die Identität von Menschen weltweit zu verifizieren und digitale Identitäten zu erstellen. Langfristig strebt Worldcoin an, ein digitales Grundeinkommen anzubieten, indem es regelmäßig Tokens an Nutzer ausschüttet. Wir sehen insbesondere in dem weltweit gleichermaßen leichten Zugang und in der Anbindung an DeFi-Ökosysteme in Kombination mit einem digitalen Grundeinkommen Potenziale bei Smart Contract basierten Finanzdienstleistungen. Es bleibt abzuwarten, ob sich Worldcoin gegen die berechtigten Bedenken von DatenschutzexpertInnen bzw. Krypto-Pionieren wie Vitalik Buterin durchsetzen wird. So viel ist sicher: Wir halten Sie auf unserem Blockspace gerne auf dem Laufenden.

SIE HABEN KONKRETE FRAGEN ZU Worldcoin?

Unsere Experten bei Horn & Company stehen Ihnen gerne persönlich bei Fragen zu Worldcoin, Krypto etc. zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns noch heute, wir freuen uns auf Ihre Anfrage.


Kontakt zum Autor

Philipp Misura
E-Mail senden