Digitaler Euro bringt zahlreiche Vorteile

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In der deutschen Finanzbranche wird seit einiger Zeit über die Einführung eines digitalen Euros diskutiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat einen digitalen Euro angekündigt, der als Erweiterung zum analogen Bargeld dienen soll und als Retail-CBDC (Central Bank Digital Currency) bezeichnet wird. Es wird auch geprüft, den digitalen Euro zusätzlich in einer weitreichenderen tokenisierten Version anzubieten, die als Wholesale-CBDC bezeichnet wird. Diese würde die Möglichkeit bieten, Hintergrundabwicklungen (Clearing und Settlement) zwischen Banken mittels intelligenter Verträge (Smart Contracts) zu verbessern. Der erste Entwurf des digitalen Euros soll im Herbst diesen Jahres dem Rat der EZB vorgelegt werden. [1]

Laut Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz könnten erste Pilotierungsversuche im Herbst 2023 mit dem digitalen Euro starten.[2] Als staatlich garantiertes Zentralbankgeld, überwacht durch die EZB, bietet der digitale Euro entscheidende Nutzungsvorteile gegenüber anderen digitalen Währungen wie Bitcoin oder Ethereum, die aufgrund ihrer dezentralen Strukturen sehr intransparent und schwer kontrollierbar sind.

Wieso braucht es überhaupt den digitalen Euro?

Der digitale Euro (Retail-CBDC) wird primär als ergänzendes Zahlungsmittel zum Bargeld eingeführt, um die digitale Zahlungsfähigkeit innerhalb der Europäischen Union (EU) zu stärken und den Nutzern mehr Optionen für den täglichen Zahlungsverkehr zu bieten. Durch den digitalen Euro kann hierbei insbesondere die Abhängigkeit von ausländischen privaten Unternehmen (Apple, Alipay, Google, PayPal, etc.) in Bezug auf digitale Zahlungsinfrastruktur reduziert werden. Folglich kann auch die finanzielle Teilhabe gesichert werden, indem Nutzern zuverlässig und sicher der Zugang zu digitalen Zahlungsdiensten ermöglicht wird – unabhängig von privaten Dienstleistern. Der digitale Euro stärkt somit die Zahlungsinfrastruktur und bietet neue Möglichkeiten für Finanzinnovationen.

Wie könnte die Ausgabe des digitalen Euros an den Nutzer ausgestaltet sein?

Wie konkret der digitale Euro (Retail-CBDC) funktionieren soll und ob er ähnlich wie Kryptowährungen auf der Blockchain-Technologie (Distributed Ledger) beruhen wird, ist derzeit noch in der Diskussion. Generell sind jedoch drei verschiedene Distributionskanäle denkbar:

1. Unilateraler digitaler Euro[3]:

Die mögliche Einführung eines digitalen Euros in „unilateraler Form“ wäre der direkteste Distributionskanal. Konkret würde die EZB den digitalen Euro unmittelbar an den Endverbraucher ausgeben und alle Funktionen wahrnehmen, die bisher die Banken bei der Bargeldversorgung übernommen haben (bspw. die Bereitstellung des Euros und die Verwahrung von Einlagen). Dieses Szenario hätte aus Sicht des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) unmittelbar negative Konsequenzen für die Liquiditätslage der Banken – etwa, wenn Verbraucher ihre Einlagen abziehen und in digitale Euros bei der EZB umwandeln, müssen die Banken sich anderwärtig Liquidität am Markt beschaffen (bspw. mittels höherer Einlagenzinsen, Einschränkung der Kreditvergabe oder Ausgabe von Anleihen)[4].

2. Vermittelter digitaler Euro:

Der zweite mögliche Distributionskanal wäre ein Vermittler (z.B. eine Bank oder ein FinTech-Unternehmen), den die EZB einsetzt, um den digitalen Euro an den Endverbraucher auszugeben. Der Vermittler würde die digitalen Euro-Wallets für den Endverbraucher verwalten und Zahlungen zwischen den teilnehmenden Instituten oder Verbrauchern durchführen. In diesem Szenario könnten Banken ihre Rolle als Vermittler zwischen der Zentralbank und den Endverbrauchern beibehalten und ihre Beziehung zu den Verbrauchern wahren. Banken könnten diesen Kanal auch dazu nutzen, um zusätzliche Dienstleistungen anzubieten, wie z.B. Wallet-Management oder Abwicklungsprozesse. Grundsätzlich würden die teilnehmenden Institute die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Transaktion als Bindeglied zwischen EZB und Endverbrauchern gewährleisten. Ein mögliches Risiko wäre eine zu starke Fragmentierung des Zahlungsverkehrs, mit geringeren Einnahmen für den Vermittler und relativ hohen Investitionskosten für die Bereitstellung der digitalen Infrastruktur.

3. Synthetischer digitaler Euro

Eine weitere Distributionsmöglichkeit für einen digitalen Euro wäre der synthetische digitale Euro. Dabei handelt es sich um eine digitale Währung, die von privaten Finanzinstituten wie Banken oder Finanzdienstleistern emittiert wird und als digitale Repräsentation von Euro-Bargeld fungiert. Diese Emittenten arbeiten mit der EZB zusammen und nutzen ihre Einlagen bei der Zentralbank als Sicherheit für die Ausgabe von digitalen Euros. Der Vorteil dieses Modells besteht darin, dass Banken ihre Kundenbeziehungen und Einnahmequellen erhalten können, indem sie zusätzlich digitale Euro-Dienstleistungen anbieten, ohne ihre bestehende Rolle in der Wirtschaft als primäre Anlaufstelle für Liquidität aufgeben zu müssen. Darüber hinaus hätten die die Institute weiterhin die Datenhoheit über die interne Kundenhistorie.

In Summe hat sich die EZB bisher nicht öffentlich für eine bestimmte Version des digitalen Euros entschieden und prüft derzeit noch verschiedene weitere Optionen. Daher bleibt abzuwarten, welcher Distributionskanal letztendlich von der EZB genutzt und wie der digitale Euro ausgestaltet sein wird.

[1] https://www.ecb.europa.eu/paym/digital_euro/investigation/governance/shared/files/ecb.degov221221_Progress.en.pdf

[2] https://www.bundesbank.de/de/presse/reden/das-projekt-digitaler-euro–753288

[3] Abbildungen zu den jeweiligen Distributionskanälen in Anlehnung an: https://www.imf.org/en/Publications/fintech-notes/Issues/2022/02/07/Behind-the-Scenes-of-Central-Bank-Digital-Currency-512174

[4] https://www.bvr.de/p.nsf/0/68869EA0525FA6EBC125894100601587/$file/BVR%20Die%20Digitalisierung%20des%20Euro_Chancen%20nutzen,%20Risiken%20begrenzen.pdf 


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Christian Nostiz
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