Umweltschädliche digitale Assets und Kryptowährungen – müssen wir uns Sorgen machen?
#digitalassets #crypto #esg
Das ist eine Frage, die sich viele in der Finanzindustrie stellen, insbesondere wenn es um Bitcoin geht. Denn dieser steht aufgrund seines enormen Energieverbrauchs häufig in der Kritik. Aber bevor wir uns genauer damit beschäftigen, werfen wir doch einen Blick auf die verschiedenen Arten digitaler Assets.
Digitale Assets umfassen eine breite Palette an Anwendungen, die auf der Blockchain-Technologie basieren. Dazu gehören nicht nur Kryptowährungen wie Bitcoin, sondern auch digitale Token, tokenisierte Vermögenswerte, digitale Identitäten und Versicherungspolicen. Die Blockchain-Technologie zeichnet sich durch Dezentralität, Transparenz, Unveränderbarkeit und Sicherheit aus – alles Eigenschaften, die in der heutigen Zeit besonders gefragt sind.
Kryptowährungen
Kryptowährungen, die den „proof of work“ Konsensmechanismus verwenden, haben per Definition einen hohen Energieverbrauch. Der Bitcoin – häufig auch als „digitales Gold“ bezeichnet – hat beispielsweise gegenwärtig einen geschätzten jährlichen Energieverbrauch von etwa 128 TWh[1], was mit den jährlichen Energiekosten zur Goldgewinnung vergleichbar ist. Aber es gibt auch modernere Kryptowährungen, die den „proof of stake“ Mechanismus verwenden und dadurch einen deutlich geringeren Energieverbrauch aufweisen. Ethereum hat beispielsweise seit 2022 auf „proof of stake“ umgestellt und spart dadurch etwa 99,9% des Energieverbrauchs ein.
Abgesehen vom reinen Energieverbrauch gibt es eine Vielzahl von Kryptowährungen, die explizit für nachhaltige Themen entwickelt wurden. Diese sollen Solarstromanbieter begünstigen, moderne Energieinfrastrukturen aufbauen oder Rechenkapazitäten für die weltweite Forschung bereitstellen. Nicht zuletzt wurde auch Bitcoin mit dem Gedanken der Dezentralität erfunden und dem Wunsch, theoretisch jedem Menschen – unabhängig von Banken oder dem Finanzsystem – ein digitales Zahlungsmittel bereitstellen zu können. Ein Ziel, das sehr gut zum sozialen Gedanken des „banking the unbanked“ passt.
Digitale Assets
Die Vielzahl an Möglichkeiten digitaler Assets durch die Blockchain-Technologie eröffnet eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten und Potenzialen für die Gesellschaft und Finanzindustrie. Durch die Tokenisierung können theoretisch alle denkbaren Underlyings zu Finanztiteln werden, die unendlich fein teilbar, handelbar und liquide sind. Dies ermöglicht mit Blick auf die weltweite Energiewende eine weitaus breitere Finanzierungs- und Investorenbasis für Projektfinanzierungen in erneuerbaren Energien. Die damit einhergehende Digitalisierung und (Teil-)Automatisierung verschlankt Abwicklungsprozesse und beschleunigt die Übertragung von Finanzen und Eigentumstiteln. In Summe wird das Finanzsystem dadurch effizienter, ressourcenschonender und potenziell transparenter.
Blockchain-Technologie
Es handelt sich bei der Blockchain um eine Basistechnologie, deren Potenziale und Anwendungsmöglichkeiten bislang nicht ausgeschöpft und sicherlich noch nicht in allen Bereichen klar erkennbar sind. Angesichts der großen ESG-Herausforderungen gibt es potenzielle Anwendungen, die von effizienten Energieinfrastrukturen bis hin zu transparenten und unveränderbaren Lieferketten für jeden Endverbraucher reichen. Ein spannendes und hochaktuelles Beispiel ist das Potenzial, den internationalen CO2-Emissionshandel über ein Blockchain-Protokoll transparent und nahezu in Echtzeit effizient abzubilden, um Emissionstitel effizienter auf dem Markt zu verteilen. Obwohl vieles davon aktuell noch Wunschdenken ist, werden die Entwicklungen der kommenden Jahre zweifellos spannende und vor allem nützliche Anwendungen mit echtem Mehrwert hervorbringen.
Fazit
Insgesamt ist festzuhalten, dass der Bitcoin zwar einen hohen Energieverbrauch hat, dieser jedoch immer in Relation zum Nutzen und Output betrachtet werden muss. Es gibt auch eine Vielzahl von anderen Kryptowährungen mit positivem Einfluss. Digitale Assets haben als Gruppe von Anwendungen enormes Potenzial, die Finanzbranche effizienter und vielfältiger zu gestalten und damit einen größeren Mehrwert für die Umwelt und die Gesellschaft zu generieren.
Philipp Misura
E-Mail: Philipp.Misura@horn-company.de
Martin Rupprecht
E-Mail: Martin.Rupprecht@horn-company.de